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Nachlesen bei Andersdenkenden…

…das kann hilfreich sein; zu empfehlen: Hans Otto Bräutigam („Ständige Vertretung. Meine Jahre in Ostberlin“). Die Autoren des Beitrags „Die DDR – wie wir sie sehen“ in der LINKEN „Monatszeitung für die Landes hauptstadt“ haben das eindeutig versäumt.

Dafür ein Lob in der Berliner Zeitung vom Freitag dem 15. Mai 2009, wo Brigitte Fehrle unter dem Titel „Wechselstimmung“ schreibt: „Was sich 1989/90 zunächst als SED/PDS, spä ter als PDS gründete, war mehr als eine Partei. Es war gewissermaßen eine Selbst- hilfegruppe; die hat dazu beigetragen, dass die ehemaligen überzeugten DDR-Bürger den Westen ver ste hen und akzeptieren lernten“ (abartige „Vereinigung“). So hat sich auch in Potsdam aus den Autoren Sascha Krämer, Stefan Wollenberg, Pete Heuer, Tino Erstling eine solche „Selbsthilfegruppe“ konstituiert. Roland Claus hatte nach dem ‚Beitritt’ einen „behutsamen Image wechsel“ der Partei angemahnt, der ist jetzt voll zogen, auch unser Autorenquartett versteht, dass die „behutsame“ Phase dieses „Wechsels“ abgeschlossen ist, sie verkünden offen – besser spät als gar nicht –, was „die“ Partei, was die „Reformer“ eigentlich anstrebten.

Das ist der renommierten Berliner Zeitung nicht entgangen. „Die PDS samt Gregor Gysi und Lothar Bisky ist als Integrationsbeauftragte für die gedeihliche Entwicklung des vereinten Deutschland nicht hoch genug zu schätzen“; „Die PDS war in diesem Sinne erfolgreich. Sie hat Wahlen gewonnen, war an Regierungen beteiligt – im Osten, dort wo sie Partei und Erziehungsanstalt (!) zugleich war“ – so blieb nur, unsere Mitglieds- beiträge als Kurtaxe zu verrechnen, von der AOK vergüten zu lassen, bzw. von der Steuer abzusetzen. Doch gemach, sogar ich habe in dem Beitrag einen Platz gefunden: „Der Fakt, dass aktuellen Studien zufolge das Herrschaftssystem der DDR von den Menschen als vergleichsweise milde wahrgenommen wird“; kein Wunder, wenn die ‚rauen Herrschaftssysteme’ dieser morschen Ge sellschaft so gnadenlos an unsere Tür klopfen.

Die nachträgliche Lynchjustiz verwundert; üble Nachrede ist bei Verstorbenen nicht üblich – auch im „geliebten Deutschland“ (Gabi Zimmer). Bei Apologeten erwartet man nicht grade Aufdeckung von Män geln; etwa die täg liche Bereicherung der ohnedies Schönen und Reichen, aber die ‚Bereicherung’ des deutschen Berufsprofils nach dem ‚Beitritt’ war schon erwähnenswert, d.h., wie viele Berufe sind neu erstanden oder wiedergeboren – Callgirl, Broker, Zeitungsjunge, Zuhälter, Dienstmädchen, Hausierer, Dominas und Wahrsagerinnen – von den Autoren „vergleichsweise milde wahrge nommen“.
In der Lesart von Brigitte Fehrle wären unsere Autoren in genann ter „Erziehungsanstalt“ lediglich Personal für diese „überzeugten DDR-Bürger“ – damit Wähler! – die „den Westen akzeptieren lernen“; mit unterschiedlichem Erfolg, denn es gibt – nach aktuellen Studien – jede Menge renitenter und resistenter Mitglieder, die würden dann zu ewigen Patienten, ihnen droht „lebenslängliche“ Um-„Erziehung“, bzw. Mitgliedschaft. Das „Diskussionsangebot“ wäre dann nur noch Bestand teil des Therapieprogramms „einer gedeihlichen Entwicklung des ver einten Deutschlands“, einer Partei, derdroht, „behutsam“ zur Tafel-Bewegung zu ver kommen. „Lafontaines Textbausteine zum internationalen Finanzkapitalismus jedenfalls entbehren nicht einer gewissen Plausibilität“, resümiert die Berliner Zeitung – dem hätten unsere „Selbsthilfegruppen“ an der Basis kaum etwas hinzuzufügen.

Walter Ruge