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Foto: privat, Museo de la Memoria y los Derechos Humanos, Santiago de Chile

Hanna Steiner

50 Jahre Putsch in Chile - Antifaschistisch gegen das Vergessen

50 Jahre sind vergangen, seit die chilenische Rechte und ökonomischen Eliten zusammen mit den USA auf den Putsch gegen das progressive historische Projekt der Unidad Popular unter Salvador Allende hinarbeiteten. Die politische Lage spitzte sich über Monate zu, bis am 11. September 1973 das Militär gewaltsam den Staatsstreich verübte. Die damit begonnene Militärdiktatur und ihr aggressiver Neoliberalismus setzten auch in der Folge auf brutale Gewalt, um den kollektiven Weg zum Sozialismus zu zerstören.

Noch heute begleitet das Erbe der Diktatur die Menschen in Chile jeden Tag, denn weder Verfassung noch ökonomisches Modell wurden seither geändert. Grundlegende soziale Absicherungen durch den Staat, die Einhaltung von Menschenrechten und die Einhegung der Wirtschaft – sprich das Recht auf ein Leben in Würde wurden seit der Sozialen Revolte von 2019 eingefordert. Der im Anschluss von unten erarbeitete alternative Verfassungstext versuchte, dies aufzugreifen, wurde jedoch von 64% der Chilen*innen abgelehnt.

Und dennoch, oder gerade deshalb, ist es keine Selbstverständlichkeit, dass dieses Jahr die während der faschistischen Diktatur begangenen Verbrechen gegen die Menschlichkeit wie Folter, Verschleppung und Ermordungen, angeprangert und den Opfern gedacht wird. Die Forderungen Justicia, Verdad, No Impunidad (Gerechtigkeit, Wahrheit, keine Straflosigkeit) sind noch immer kein Konsens. Noch heute fragen Angehörige und Freund*innen nach dem Verbleib ihrer Lieben, weil weder aufgeklärt ist, was mit ihren verschwundenen Nahestehenden geschehen ist, noch wurden die Täter*innen dafür zur Rechenschaft gezogen. Stattdessen erfährt die politische Rechte, die sich der Tradition Pinochets verschrieben hat, starken Rückenwind. Durch sie werden Diskurse laut, die den Putsch als legitime Notwendigkeit ansehen, der Chile vermeintlich vor dem Kommunismus gerettet hätte und die behaupten, Pinochet sei nur eine Nebenfigur im historischen Szenario gewesen.

Auch in Chile zeigt sich, dass institutionalisiertes Gedenken nicht ausreichend ist, um gegen das gesellschaftliche Vergessen anzukommen. Es waren und sind Angehörige, Überlebende, Antifaschist*innen und Feminist*innen, die sowohl den Weg aus der Diktatur gezeichnet haben, als auch noch heute blinde Flecken aufdecken und die chilenische Geschichte aufrechterhalten.

Als Linke sind wir gut beraten, an die Siege und Niederlagen unserer Genoss:innen weltweit in Würde zu gedenken. Gerade die chilenische Erfahrung zeigt, wie eng Neoliberalismus und Faschismus miteinander verwoben sind. Deshalb macht der immer wieder aufblühenden Sozialen Bewegungen Mut, trotz alledem für eine andere, gerechte Welt zu streiten.