Diese Website verwendet Cookies.
Zum Hauptinhalt springen

BU: Potsdamer Alltag

Professor Werner Nerlich – Potsdamer Ehrenbürger, Künstler und Antifaschist

Der Potsdamer Maler, Grafiker, Fachschuldirektor und Kulturfunktionär Professor Werner Nerlich (1915–1999) ist Teil des kulturellen Gedächtnisses seiner Heimatstadt. Potsdam war Werner Nerlichs große Liebe. In Nowawes ist er geboren, im Betrieb seines Vaters hat er die Malerlehre absolviert, in dieser Stadt hat er gearbeitet und gewohnt bis zu seinem Lebensende am 15. September 1999.

Der Potsdamer Maler, Grafiker, Fachschuldirektor und Kulturfunktionär Professor Werner Nerlich (1915–1999) ist Teil des kulturellen Gedächtnisses seiner Heimatstadt. Potsdam war Werner Nerlichs große Liebe. In Nowawes ist er geboren, im Betrieb seines Vaters hat er die Malerlehre absolviert, in dieser Stadt hat er gearbeitet und gewohnt bis zu seinem Lebensende am 15. September 1999.

Nach der Malerlehre war sein großer Wunsch Kunst zu studieren. Er ging an die Meisterschule des deutschen Handwerks in Berlin-Charlottenburg, seine Lehrer wurden Hans Orlowski und Max Kaus. Doch die künstlerische Ausübung wurde 1939 jäh unterbrochen. Hitler begann seine Schreckensherrschaft über Europa auszudehnen, der Zweite Weltkrieg begann. Werner Nerlich wurde zum Militärdienst einberufen. Die Infanteriedivision, zu dessen Einheit der junge Soldat gehörte, musste an der Ostfront kämpfen. Dem unsagbar grausigen Inferno im Kessel von Stalingrad konnte er nur durch den Wechsel der Seiten entkommen. Als Kriegsgefangener der Roten Armee wurde Nerlich auf die Antifa-Schule geschickt. Im Nationalkomitee „Freies Deutschland“ stellte er sein künstlerisches Talent in den Dienst der antifaschistischen Propaganda. Handgezeichnete Plakate und Flugblätter sollten die deutschen Soldaten über den Wahnsinn des Krieges aufklären und sie zum Niederlegen der Waffen bewegen. Beim Vormarsch der Roten Armee erlebte Werner Nerlich die Befreiung des Vernichtungslagers Treblinka, Erlebnisse, die ihn sein ganzes Leben nicht losließen. Er trat der KPD bei.

Werner Nerlich engagierte sich nach 1945 in seiner Stadt intensiv im neu gegründeten Kulturbund, organisierte Kunstausstellungen, war Landesvorsitzender des Verbandes bildender Künstler, entwarf vom Ausdruck her zeittypische Plakate, beispielsweise zur Vereinigung der KPD mit der SPD 1946 in Ostdeutschland, zum Internationalen Frauentag oder für die Märkische Volkssolidarität. Besonders in der Gebrauchsgrafik hat er Meisterliches geleistet, bis in die 1990er-Jahre. Von 1956 stammt der Entwurf für das Stadtwappen Potsdams, das noch heute aktuell ist. Die öffentliche Wirksamkeit von Kunst war ihm stets wichtig. So hatte er für die Schwimmhalle am Brauhausberg und das Gebäude der Potsdamer Rudergesellschaft Wandgestaltungen übernommen. Das Wandbild „Potsdamer Alltag“ (Foto) ist Teil des Alten Rathauses, in dem heute das Potsdam Museum residiert. Dass 1966 für das Kulturhaus „Hans Marchwitza“ angefertigte Wandbild in Secco-Malerei will den glücklichen Menschen zu DDR-Zeiten als Wunschvorstellung zeigen. Dem sozialistischen Realismus sind seine Gemälde und Zeichnungen von Sportlerinnen, Studentinnen oder Arbeitern verpflichtet. Professor Werner Nerlich wurde 1970 Ehrenbürger seiner Stadt Potsdam.