IX. Mehr Mobilität, weniger Verkehr - umweltschonend, leistungsfähig und sozial gerecht
Die Leistungsfähigkeit des Potsdamer Verkehrssystems läuft den gewachsenen Anforderungen schon länger hinterher. 2030 werden voraussichtlich 200.000 Potsdamer*innen tägliche Wege in der Stadt zurücklegen wollen - ohne dass die Verkehrsräume wachsen. Das größte Wachstum entsteht dabei an der städtischen Peripherie, im Norden im Raum zwischen dem Bornstedter Feld, Fahrland und Groß Glienicke, im Westen im Bereich Golm und Eiche. Die Bewältigung des daraus resultierenden Verkehrsanstiegs ist eine enorme Herausforderung für eine nachhaltige Stadtentwicklung.
Deshalb will DIE LINKE:
- die Verkehrsbelastung bei wachsenden Mobilitätsbedürfnissen durch die intelligente Verknüpfung der verschiedenen Verkehrsträger reduzieren.
- Wege und Wegezeiten durch ganzheitliche Stadt- und Verkehrsplanung verkürzen.
- Potsdam, Berlin und die Umlandgemeinden als eine gemeinsame Mobilitätsregion denken, für die ein gemeinsames Verkehrskonzept unter Einbeziehung aller Verkehrsträger und Verkehrsbeziehungen entwickelt werden muss.
- einen Umbau der ÖPNV-Netzstruktur von einem sternförmigen zu einem spinnenförmigen Verbindungsnetz.
- die Stärkung des Fußgänger*innen-, Rad- und öffentlichen Nahverkehrs mit dem Ziel der Reduktion des motorisierten Individualverkehrs.
- die Berücksichtigung von Umwelt-, Naturschutz- und Gesundheitsaspekten bei der Neuordnung von Verkehrsbeziehungen.
- die Schaffung geschlossener Mobilitätsketten von "Tür zu Tür" unter Verknüpfung verschiedener Verkehrsmittel.
- eine autoarme Innenstadt auf den Weg bringen.
- dass sich die Stadt an innovativen Modellvorhaben zum Ausbau der Elektromobilität, autonom fahrenden Nahverkehrsmitteln und dem ökologischen Umbau des ÖPNV beteiligt.
Zur Erreichung dieser Ziele sind höhere Investitionen in die Instandhaltung und Modernisierung von Verkehrsanlagen und Fahrzeugen unabdingbar. Dazu zählen das Straßen- und Schienennetz, intelligente Verkehrsleitsysteme und barrierefreie Haltestellen ebenso wie die Neubeschaffung von Trams und Bussen und die Modernisierung des vorhandenen Fahrzeugbestandes. Die Verkehrssicherheit soll insbesondere durch die kontinuierliche Umsetzung des Schulwegsicherheitskonzepts und die Schaffung von der Fahrbahn baulich getrennter Radwege verbessert werden.
Leistungsstarker und nachhaltiger ÖPNV
Ein attraktiver, leistungsstarker und nachhaltiger ÖPNV ist der Schlüssel zur Reduzierung des innerstädtischen motorisierten Individualverkehrs und damit eine ganz wesentliche Voraussetzung für die Schaffung von mehr Lebensqualität.
DIE LINKE fordert deshalb:
- die Einführung einer entgeltfreien Nutzung des ÖPNV, in einem ersten Schritt zunächst für Menschen unter 18 Jahren, für Menschen in Ausbildung, Rente und erschwerten Lebenssituationen.
- die Wiedereinführung der 6-Haltestellen-Gültigkeit auf der Kurzstrecke.
- die Einführung attraktiverer, preislich günstigerer Ticketmodelle (z. B. Kombi-Tickets, Wertkarten, Jobtickets etc.), die zu einer häufigeren Nutzung des ÖPNV führen.
- den Einsatz der Stadt gegenüber der Landes- und Bundesregierung für einen generellen Null-Tarif im ÖPNV.
- eine bedarfsgerechte Erreichbarkeit aller Stadt- und Ortsteile durch einen deutlichen Ausbau des Streckennetzes und eine Taktverdichtung auch in den verkehrsarmen Zeiten.
- ergänzende Tangentialverbindungen zur direkten Verknüpfung der Ortsteile, vor allem im Norden und Nordwesten der Stadt (z. B. Eiche - Bornstedt - Campus Jungfernsee oder Marquardt - Fahrland).
- die Verbesserung der Verbindungen zwischen den Potsdamer Hochschulstandorten und nach Berlin.
- die Beschaffung zusätzlicher Fahrzeuge für den Ausbau des Streckennetzes und Taktverdichtungen.
- den zügigen Ausbau der Bahnhöfe Marquardt, Pirschheide und Golm zu "Mobilitätsdrehscheiben" für Pendler*innen.
- die Einführung eines 15-Minuten-Taktes für die Regionalbahnverbindungen an den Bahnhöfen Charlottenhof und Park Sanssouci.
- den Wiederanschluss des Potsdamer Hauptbahnhofes an den DB-Fernverkehr.
- die Unterstützung der Reaktivierung der sogenannten "Stammbahn" als Verbindung von Potsdam über Stahnsdorf, Kleinmachnow und Teltow nach Berlin-Zehlendorf.
- die systematische Ausweitung von kostenfreien Park & Ride-Angeboten entlang der Hauptpendlerrouten.
Radfahren - zügig, attraktiv und sicher in der Stadt
DIE LINKE sieht das Fahrrad als innerstädtisches Verkehrsmittel der Zukunft. Die zunehmende Etablierung von Elektrofahrrädern und Lastenrädern hat neue Zielgruppen erschlossen. Die Stadt muss die Voraussetzungen für eine sichere und zügige Fortbewegung auf dem Rad schaffen.
DIE LINKE fordert:
- den weiteren Ausbau des Radwegesystems zu geschlossenen Radverkehrsnetzen - auch in und zwischen den Ortsteilen.
- den Umbau bestehender und den Neubau von Radwegen in baulicher Abtrennung zu den Fahrbahnen der Straße und in Dimensionen, die eine gefahrlose Benutzung auch mit Elektro- und Lastenfahrrädern sowie Kinderanhängern ermöglicht.
- ein eigenes oder von der Stadt unterstütztes kostenfreies Lastenrad-Verleihsystem, um Alternativen zum Auto wahrnehmbarer zu machen.
- den Ausbau von Radabstell-Anlagen an allen Verkehrsknoten- und Umsteigepunkten.
- die Schaffung eines Radschnellweges entlang der Bahntrasse zwischen Potsdam-Hauptbahnhof, Potsdam-West und Geltow.
- den Bau einer Geh- und Radwegbrücke parallel zur Bahnbrücke am Großen Zernsee zwischen Potsdam und Werder (Wildpark-West).
Autoverkehr und Straßennetz
In Potsdam soll niemand auf das Auto angewiesen sein, aber der motorisierte Individualverkehr wird auch in Zukunft Bestandteil eines intelligenten Mixes der Verkehrsträger sein. Der innerstädtische und innenstadtnahe PKW-Verkehr soll durch Anreizsysteme vermindert, der stattfindende PKW-Verkehr flüssig organisiert werden.
Dafür will DIE LINKE:
- die Erweiterung der verkehrsberuhigten Bereiche im Stadtzentrum, z. B. zwischen Brandenburger Straße und Bassinplatz, in der Friedrich-Ebert-Straße zwischen Charlottenstraße und Nauener Tor, in der Gutenbergstraße und im Holländischen Viertel unter Beteiligung der Anwohner*innen prüfen.
- Car-Sharing, Fahrgemeinschaften und Elektromobilität stärken.
- ein Kombiticket Parken/ÖPNV für gebührenpflichtige Parkplätze einführen.
- die Baustellen-Koordination im Sinne einer Aufrechterhaltung der Mobilität optimieren.
- die Steuerung des innerstädtischen LKW- und Lieferverkehrs mit dem Ziel einer deutlichen Reduzierung optimieren.
- moderne Verkehrsleitsysteme zur Verflüssigung des Autoverkehrs einsetzen.
- die Fuhrparks der Stadt und der kommunalen Unternehmen auf Elektro-Fahrzeuge umrüsten und in ein Car-Sharing-Konzept integrieren.
Um das Ziel einer autoarmen Innenstadt zu erreichen und insbesondere die steigende Verkehrsbelastung im stark wachsenden Norden und Westen der Stadt neu zu organisieren, sollen Möglichkeiten geprüft werden, den innenstadtfremden Verkehr um das Stadtzentrum herumzuführen.
Fußgängerverkehr
In einer Stadt der kurzen Wege können viele Strecken auch zu Fuß zurückgelegt werden. DIE LINKE spricht sich deshalb dafür aus, die Qualität des Gehwegenetzes systematisch zu verbessern und im Zuge von Neubau- und Sanierungsmaßnahmen die Barrierefreiheit in allen Stadt- und Ortsteilen herzustellen.
Die Ergänzung und Vervollständigung des Systems der Potsdamer Uferwege hat für uns auch in den kommenden Jahren eine hohe Priorität.
Unser Programm für Potsdam
Ein Potsdam mit allen für alle - sozial gerecht und nachhaltig